Rummel auf dem Biohof. by Susanne Lütje

Rummel auf dem Biohof. by Susanne Lütje

Autor:Susanne Lütje [Lütje, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104016498
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2012-02-22T16:00:00+00:00


Der Schweineschreck

Ein anderes Problem behielten Hannah und Will lieber für sich. Sie waren sich in dieser Sache vollkommen einig: Die Wildschweine sollten den Mais in Ruhe lassen, und Holger Holzkamp sollte die Wildschweine in Ruhe lassen.

»Irgendwie müssen wir die Schweine vor dem Holzkopf warnen«, sagte Will zwischen zwei Bissen von seinem Butterbrot. »Die Frage ist bloß: wie?«

Hannah sah, dass er sich mit einer Hand auf die Hosentasche klopfte, in der er seinen Glücksbringer aufbewahrte. Glück würden sie sicher brauchen, um die Wildschweine zu retten. Glück und Verstand und einen guten Plan!

Eine Stunde später war Hannah nicht mehr sicher, ob ihr Plan wirklich so gut war. Vielleicht hätte es auch Pläne gegeben, die besser gewesen wären. Und weniger anstrengend.

»Schiebst du überhaupt?«, rief sie genervt nach hinten. »Oder zieh ich das Ding die ganze Zeit alleine?«

»Ich kann ja mal aufhören zu schieben«, keuchte Will ärgerlich. »Mal sehen, ob du den Unterschied merkst!«

»Schon gut. Schieb einfach weiter.« Hannah war unruhig, weil es bereits zu dämmern begann. Dämmerung war Jagdzeit. Holger Holzkamp durfte auf keinen Fall vor ihnen da sein und sehen, wie sie ankamen. Dann würde er sie sofort nach Hause schicken, und alles war umsonst.

»Endspurt!«, rief sie und zog mit doppelter Anstrengung. »Wir sind gleich da.«

Sie versteckten ihre Ausrüstung am Feldrand und schauten über die Wiese, die zwischen dem Mais und dem Wald lag.

»Was ist das da für ein Turm?«, fragte Will flüsternd.

»Das ist der Hochsitz von Holger Holzkamp«, sagte Hannah leise. »Von da schießt er.«

»Ach, echt? Das muss ich sehen!«

Fluchend rannte Hannah hinter Will her. »Und wenn er kommt?«

»Dann laufen wir!«

Sie kletterten auf den Hochsitz und sahen sich um.

»Das ist ja wirklich sehr bequem für den Holzkopf«, brummte Will grimmig. »Er muss sich nur hinsetzen und warten. Wenn die Schweine aus dem Wald kommen und zum Mais wollen, laufen sie ihm direkt vor die Flinte. Das ist – Achtung! Er kommt!«

Noch nie war Hannah so rasend schnell eine Leiter heruntergeklettert. Sie überholte Will beim Sprint über die Wiese, hechtete in den Mais und rollte sich neben ihrer Geheimwaffe zusammen.

Kurz darauf lag Will keuchend an ihrer Seite. »Und jetzt?«

»Jetzt warten wir«, entgegnete Hannah atemlos. »Und wenn die Wildschweine kommen, kurbelst du los.«

Er nickte. »Hast du die Nadel?«

Sie tastete über den Bund ihrer Jeans. »Ja. Alles klar.«

Will spähte zwischen den Maispflanzen hindurch in die Dämmerung. Dann fragte er leise: »Sind sie gefährlich?«

»Na ja«, flüsterte Hannah zurück. »Das kommt drauf an. Sie können schon gefährlich sein. Aber eigentlich nur, wenn sie sich bedroht fühlen.«

»Das ist gut«, sagte Will erleichtert. »Denn wir bedrohen sie ja nicht. Wir helfen ihnen, stimmt’s?«

Hannah nickte. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Nicht darüber, warum sie ihren Eltern nichts von diesem Plan erzählt hatte. Nicht darüber, was die Wildschweine tun würden, wenn Holger Holzkamp zu schießen begann. Nicht darüber, was alles schiefgehen konnte. Es war ja überhaupt ganz unwahrscheinlich, dass die Wildschweine ausgerechnet heute Nacht hier auftauchen würden. Höchstwahrscheinlich würde gar nichts passieren. Außer dass sie sich einen Schnupfen holte, weil es so kalt war und –

Der Boden begann leise zu beben.



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